Wo und wie entsteht Liquidität für digitale Assets?
Die Evolution von Krypto zu neuen Kapitalmärkten für reale Vermögenswerte ist längst unterwegs, während mehr und mehr Anlageklassen tokenisiert werden. Was für den Durchbruch noch fehlt, ist die Liquidität für solche Token. Diese wird sich auf Sekundärmärkten entwickeln. Die Tokenisierung selbst ist nämlich «bloss» eine neue Art der Verbriefung – eine Verbriefung, die sich dank Integration mit der Blockchain-Technologie kostengünstiger und effizienter gestalten lässt.
Vermögenswerte brauchen stets einen Markt
Wird eine Sache tokenisiert und damit zu einem digital handelbaren Vermögenswert, gleicht dieser initiale Akt der aus der traditionellen Welt bekannten Verbriefung, auch «Origination» genannt. Damit ist der Vermögenswert erstmal auf einer DLT-Infrastruktur registriert.
Die Distribution an Investoren erfolgt in der Regel über Kapitalbeschaffung von den Emittenten an die Investoren über den sogenannten Primärmarkt (primäre Zuteilung der tokenisierten Wertschriften vom Emittent an die Investoren). Man spricht hier auch von Vertrieb, da der Emittent (oder seine Vermittler) aktiv Investoren sucht, welche in das Unternehmen investieren. Der Primärmarkt kann sowohl privat (private placement) als auch öffentlich (public placement) erfolgen.
Wie aber gelangt ein tokenisierter Vermögenswert schliesslich an die breite Masse? Hier spielen Sekundärmärkte eine entscheidende Rolle. Sie bieten die Möglichkeit, dass bereits bei Erstinvestoren platzierte Wertschriften nun von jedermann öffentlich gehandelt werden können. Es gibt auch Mischformen, in denen Wertschriften gleich direkt öffentlich über eine Börse angeboten werden.
Damit Wertschriften rege an Sekundärmärkten zwischen Investoren gehandelt werden können bedarf es nicht nur einer technischen Plattform, sondern auch einer gewissen Liquidität, also der Verfügbarkeit von Angebot und Nachfrage zum Handel. Diese Liquidität zu schaffen ist eine zentrale Aufgabe der Sekundärmärkte. So binden sie möglichst viele Investoren (traditionellerweise über Wertpapierhäuser) und sogenannte Market Makers an, die täglich Preise für die Wertschriften stellen.
Zutaten für Liquidität
Eine wesentliche Erkenntnis der bisherigen Tokenisierungsvorhaben ist: Die Technologie allein reicht nicht. Oder anders gesagt: Tokenisierung ist nicht gleich Liquidität und es braucht nicht nur den Markt, sondern auch das Kapital. Tokenisierung erhöht zwar theoretisch die (technische) Handelbarkeit eines Vermögenswert – ohne die nötige Liquidität von einer breiten Palette an Kapitalgebern kann aber in der Praxis kaum Handel stattfinden.
Wie also entsteht Liquidität für tokenisierte Vermögenswerte? Nicht auf Knopfdruck, so viel scheint klar. Wenn auch Sekundärmärkte die Liquidität nicht per Mausklick erzeugen können, so gibt es verschiedene Aspekte, welche Liquidität begünstigen:
- Rechtssicherheit: Ein klarer und wirksamer Regulierungsrahmen schützt Anleger und fördert die allgemeine Marktintegrität. Die Regulierung begünstigt institutionelles Kapital, das professionell verwaltet wird und ein hohes Maß an Risikomanagement aufweist.
- Qualitätsstandards: Die Emittenten und deren Vermögenswerte müssen von hoher Qualität sein. Qualitätskriterien müssen definiert und durchgesetzt werden.
- Breiter Zugang: Privatinvestoren sowie institutionelle Anleger müssen über einen einfachen Zugang zu tokenisierten Vermögenswerten verfügen.
- Transparente Marktdaten: Transparenz in Form leicht zugänglicher, aktueller und zuverlässiger Marktdaten ermöglicht fundierte Anlageentscheide. Die Smart Contracts der tokenisierten Vermögenswerte müssen alle wesentlichen Attribute beinhalten, damit Drittpartei die Assets unabhängig werten können.
- Präsenz von Market Maker: Dank transparenter Marktdaten lassen sich Preise abbilden, was die Präsenz von spezialisierten Handelsfirmen wie Markt Maker begünstigt.
- Tokenisierter Zahlungstoken: Ein allgemein anerkannter Stablecoin ermöglicht einen direkten Handel oder eine direkte Abwicklung auf der Bargeldseite (cash leg).
Es gibt Sekundärmärkte – und Sekundärmärkte
Wenn jemand diese Attribute für einen liquiden Markt erfüllen kann, dann sind das regulierte Sekundärmärkte. Sie verfügen über eine Lizenzierung als regulierter Markt, erlassen Standards zur Qualitätssicherung und können auch die grossen Liquiditätspools in regulierten Instituten, wie z.B. Banken erschliessen. Auch können sie für transparente, strukturierte Marktdaten sorgen, pflegen die Zusammenarbeit mit professionellen Market Makern und übernehmen die Abwicklung gegen Zahlung.
Weltneuheit: ein DLT-Handelssystem
In der Schweiz wurde mit dem sogenannten DLT-Handelssystem eine neue Lizenzkategorie geschaffen, welche diesbezüglich Abhilfe schafft.
Diese rechtliche Lizenzkategorie kombiniert das Beste aus beiden Welten: direkter Zugang für Anleger und Emittenten sowie durch das Schweizer Recht garantierte Rechtssicherheit. Der Handel, die Verrechnung (Clearing) sowie die Abwicklung (Settlement) in eine einzige Handlung integriert. Das vereinfacht die Finanzmarktinfrastruktur gehörig und lässt diese endlich von den Vorteilen der Blockchain-Technologie profitieren. «Trading on chain» wird möglich.
Die BX Digital setzt hier an und hat als erste Börse bei der FINMA eine DLT-Handelssystem-Lizenz beantragt. Zentrales Element dabei ist die direkte Verrechnung gegen Geld und die Übertragung der Vermögenswerte über eine öffentliche Blockchain – ohne die Notwendigkeit von zentralisierten Gegenparteien wie z.B. Clearing Houses und Zentralverwahrer. Man spricht auch von «The trade is the settlement».
Dies spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern ermöglicht auch den Handel völlig neuer Kategorien von Vermögenswerten (z.B. tokenisierte Aktien, Anleihen und möglicherweise auch Sachwerte). Um die Liquidität herbeizuführen, wird BX Digital die oben genannten Aspekte umsetzen, namentlich die regulatorische Sicherheit für ein breites Netzwerk an Handelsteilnehmern, Qualitätsstandards für die Kotierung und den Handel, transparente Marktdaten, Präsenz von Market Makern und eine einfache Verrechnung gegen Geld.
Im Interview diskutieren Claudio Tognella (Director of Sales and Business Development, BX Digital) und sein Gast Guido Bühler (Owner GILOCA AG) über die faszinierende Technologie der Tokenisierung und die Herausforderungen der Liquidität für Investorinnen und Investoren. Guido Bühler, bekannt als Mitgründer der Amina Bank AG, teilt seine Erfahrungen und erklärt, wie die Tokenisierung von Assets die Liquidität beeinflusst.
Offen, effizient, sicher und dezentral.
Aktuelles von BX Digital
Tom Rieder, Managing Director von Tokengate, gibt Einblicke in die Vision und Ziele seines Unternehmens, das den Zugang zu digitalen Vermögenswerten neugestalten will.
Rainer Kobler spricht mit Matthias Müller über die Zukunft von Private-Equity-Investitionen und wie Digitalisierung und Tokenisierung den Zugang zu Private Equity erleichtern könnte.
Prof. Dr. Nina Reiser von der Universität St. Gallen teilt ihre Einblicke zur Zukunft von Decentralized Autonomous Organizations (DAOs).